Gewichtige Stimmen
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Peter Kostelka

"Noch immer gibt es zu wenig staatliche finanzielle Unterstützung für die Betroffenenen."
Lana Steiner
Engineering Manager, Layers
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Er ist vorsitzführender Präsident des Österreichischen Seniorenrats, Präsident des Pensionistenverbandes Österreichs und Volksanwalt a.D.

Der Wunsch nach fachlich einwandfreier, einfühlsamer und im besten Fall sogar liebevoller Betreuung spielt im Werte-Ranking von Menschen unserer Generation eine immer größere Rolle. An erster Stelle steht nach wie vor die Gesundheit. Die Betreuung rückt aber immer stärker in das Bewusstsein, da sie im unmittelbaren Umfeld, in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis erlebt wird. Und das von beiden Seiten: Einmal mit dem Fokus auf eine zu betreuende Person, aber immer öfter auch von der Position der oder des Betreuenden aus, die oder der eine/n nahe/n Angehörige/n zu betreuen hat.

Ist es einmal so weit gekommen, ist meist schnelles Handeln gefragt. Denn noch immer gibt es viel zu wenige wohnortnahe Informations- und Koordinationsstellen, die niederschwellig und trägerunabhängig über alle Möglichkeiten informieren, die Betroffenen zur Verfügung stehen. Das System der Community Nurses ist ein guter Ansatz dazu, muss aber viel rascher als bisher ausgebaut werden. Auf der Homepage des Sozialministeriums heißt es dazu: „Ziel ist es, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu stärken, das Wohlbefinden zu verbessern sowie den Verbleib von älteren Menschen im eigenen Zuhause nicht zuletzt durch Stärkung der Selbsthilfe von Betroffenen und deren Angehörigen zu ermöglichen.“

Jede/r Betroffene weiß, dass es der sehnlichste Wunsch von Betreuungsbedürftigen ist, das Leben weiterhin in der vertrauten Umgebung, im Idealfall umgeben von den vertrauten Personen, weiterleben zu können. Jede/r Betroffene weiß aber auch, dass die Anforderungen an die pflegenden Angehörigen mit fortschreitender Dauer und meist zunehmender Intensität der Betreuungsleistungen auch bald einmal zu groß werden können.

Hier setzt das Modell der 24-Stunden-Betreuung an. Es gewährleistet, dass die zu betreuende Person in der ihr vertrauten Umgebung verbleiben kann, und entlastet die pflegenden Angehörigen – ob im gleichen Haushalt wohnend oder nicht – maximal. Stimmt die Chemie zwischen den einander abwechselnden meist zwei BetreuerInnen und der zu betreuenden Person, so entsteht oft auch eine personelle Vertrautheit; manchmal erreichen BetreuerInnen beinahe den Status eines Familienmitglieds.

Das ist der Idealfall, der leider viel zu selten die Regel ist. Denn die aktuell gegebenen Rahmenbedingungen sind alles andere als ideal, um diesem potenziellen Betreuungs-Erfolgsmodell zum Durchbruch zu verhelfen: Noch immer gibt es keine österreichweit einheitlichen Standards, die eine verlässliche Qualität der Vermittlungsagenturen gewährleisten. Noch immer gibt es keinen „Betreuungsführerschein“, der als zweifelsfreier Nachweis der beruflichen Qualifikation gelten kann, noch immer gibt es – trotz zweimaliger Erhöhung – zu wenig staatliche finanzielle Unterstützung für die Betroffenen. Letzteres bemerkenswerterweise, obwohl sich mittlerweile überall die Einsicht durchgesetzt hat, dass das Modell 24-Stunden-Pflege auf jeden Fall kostengünstiger zu bewerkstelligen ist als jede Form der stationären Betreuung, die nur mit weit höheren Zuschüssen aufrechterhalten werden kann.

Als Vertreter aller Seniorinnen und Senioren werde ich mich dafür einsetzen, was wir als Pensionistenverband in unsere aktuelle Leitresolution geschrieben haben: Die 24-Stunden-Betreuung muss zukünftig als vollwertiger Teil des Versorgungssystems gesehen und dementsprechend ausgestaltet und ausgestattet werden.

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